„Bäder sind marode, die teuersten (Sport)Immobilien und ein „Zuschussgrab“ einer Stadt.“ So oder so ähnlich haben das wohl alle Verantwortlichen von Bädern schon gehört. Dieser Beitrag stellt Argumente für Bäder als öffentlichen Mehrwert zur Verfügung.
Zunächst muss man die Basis der Bäder beleuchten. Schwimmen ist Grundbestandteil jedes Sportunterrichtes. Undenkbar wären Schulen ohne Sporthallen, aber auch ohne Chemie- oder Musikraum. Daher gehören Schwimmbäder für den kommunalen Schulträger zur Grundausstattung der Schullandschaft. Wenn das Bad in der Woche bis in den Nachmittag von den Schulen genutzt wird, dann kann es auch nachmittags und abends z.B. von den Vereinen genutzt werden. Sicher ist ein reines Schul- und Vereinsbad die kostengünstigste Form, da erhebliche Personalkosten aus der Aufsicht entstehen. Nach eigenen Untersuchungen aus ca. 100 Machbarkeitsstudien ist es jedoch möglich, mit einem jährlichen Mehraufwand von ca. 200-400T€ p.a. das Bad auch der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Geht man also bei einem Schul- und Vereinsbad von ca. 500T€ Zuschuss aus dem laufenden Betrieb pro Jahr und etwa 500T€ p.a. für die Kapitalkosten (Zinsen, Tilgung, Abschreibung) aus, so kommt diese 1 Mio. € pro Jahr nur wenigen Schülern und Vereinsschwimmern zugute. Nimmt man 50.000 Schul- und Vereinsnutzer p.a. an, so wären das mehr als 20 € je Nutzung.
Für Wenzel (2010, S. 26) liegt der besondere Wert von öffentlichen Bädern als Orte der Begegnung und Freizeitwahrnehmung in der „harmonischen Kombination von zwangloser Kommunikation, sportlicher Aktivität, verschiedenen körperlichen, kulinarischen geistigen und seelischen Genüssen in Verbindung mit Gesundheitsvorsorge / Prävention und emotionalem Ambiente“. Jene öffentlichen Bäder, die es schaffen, diesen Mehrwert im Sinne dieser Erlebnis-Konzeption dem Badegast anzubieten, können auch einen wesentlichen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung aus dem Tagestourismus leisten. Studien des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institutes für Fremdenverkehr (dwif) (2010, S. 61) ergeben, dass der Großteil der Erlebnisbadbesucher den Wohnortausflüglern mit einem Einzugsgebiet von unter 50 Kilometern zuzurechnen ist. Die eigenverantwortliche Gesundheitsvorsorge bekommt im Zusammenhang mit dem demographischen Wandel darüber hinaus einen immer größeren Stellenwert (vgl. Widmann 2014, S. 86ff). Spätestens seit der Veröffentlichung der Ergebnisse zum deutschen Satellitenkonto Sport Mitte 2013 (vgl. BMWi und 2hm, Wirtschaftsfaktor Sport in Deutschland, 8.11.2012), dürfte den Verantwortlichen bewusst sein, welche wirtschaftliche Bedeutung der Sport als Querschnittsmaterie für die Volkswirtschaft besitzt. In nüchterne Zahlen übersetzt bedeutet dies, dass den jährlichen Gesamtkosten (Bau, Instandhaltung und Betrieb inkl. Personal) für die Bäder in Höhe von 4,4 Mrd. €, direkte Konsumeinnahmen aus dem Schwimmen von 4,9 Mrd. € entgegenstehen. Werden diese jedoch um den ausgelösten Konsum aller Sportarten bei denen Schwimmen als Voraussetzung betrachtet werden kann (z. B. Sportboot, Tauchen, Windsurfen, Surfen, Wasserball, Kajak, Kanu, Wasserski, Wasserspringen) ergänzt, resultieren daraus fast 12 Mrd. € Konsumausgaben p. a. und damit 14% des gesamten sportbezogenen Konsums. Das bedeutet, dass sich die Bäderinfrastruktur volkswirtschaftlich auch monetär lohnt, selbst wenn sich Bäder i. d. R. nicht zu 100% selbst tragen können.